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Für das kommende Jahr möchte ich anregen, dass wir uns – abseits dessen, was wir uns gemeinhin unter „Stadtentwicklung“ vorstellen – verstärkt mit einer anderen Art von Stadtentwicklung auseinandersetzen. Normalerweise fassen wir unter diesem Begriff die bauliche Fortentwicklung von Städten und Dörfern, den Bau von Infrastruktureinrichtungen wie Straßen, Schulen und anderen Einrichtungen zusammen. Immer deutlicher wird jedoch, dass es eine Wechselwirkung zwischen der Stadtentwicklung im klassischen Sinne und der Kunst- und Kulturszene gibt. Das heißt, dass die Anziehungskraft und Attraktivität einer Kommune weitaus stärker vom kulturellen Angebot an die Bevölkerung geprägt wird, als gemeinhin angenommen. Und je größer und vielseitiger dieses Angebot ist, desto mehr Aussicht besteht, dass eine Kommune etwa die Aufmerksamkeit bis hin zum Zuzugsinteresse von Menschen weckt. Dieses Merkmal ist zudem von entscheidender Bedeutung für unsere Unternehmen, die mehr denn je auf Fachkräfte angewiesen sind und ein echter Wettbewerb um diese geführt wird.

Es handelt sich beim Kulturangebot insofern um einen weichen, aber durchaus gewichtigen Standortfaktor. In großen Städten sind Künstler oftmals Vorreiter bei der Entwicklung vernachlässigter Quartiere. Nicht selten entstehen kreative Milieus in Leerräumen oder auf Brachen. Dies ist mir insbesondere sehr klar geworden bei einem Kongress „Lebendige Stadt“ in Hamburg, den ich im September dieses Jahres besucht habe. Dort habe ich mitgenommen, dass Stadtentwicklung und Kulturförderung einen enormen gegenseitigen Einfluss haben

und nicht getrennt voneinander gesehen werden dürfen.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz mahnte eine Überprüfung von Gesetzen für die Stadtentwicklung an. „Alles, was schön sei, ist heute nicht zulässig errichtbar. Städte seien nur dann lebendig, wenn Kultur, Arbeitsplätze, Verkehr Freizeit und Parks nebeneinander existieren“.

Frau Martine Reicherts, Generaldirektorin der EU-Kommission für Kultur, führte in ihrem Impulsreferat „Kultur als Motor für die Städte“ aus, dass es das Ziel der Politik sein müsse, die Stadtzentren wieder aufleben zu lassen. „Eine aktive lokale Politik müsse sicherstellen, dass Kultur integrativ interagiere“.

Ein gutes Beispiel dafür, dass Wipperfürth insgesamt von einer Ausweitung seines kulturellen Angebotes her profitiert hat, ist die Bürgerstiftung, unter dessen Dach nicht nur die Alte Drahtzieherei, sondern auch der Kunstbahnhof als Jugendkunstschule arbeitet. Unsere gemeinsamen Bemühungen sollten darauf gerichtet sein, das vorhandene kulturelle Angebot in unserer Stadt, das auch durch die zahlreichen kulturellen Vereine, den Heimat- und Geschichtsverein, die städtische Musikschule, den Kulturpunkt und andere Einrichtungen bereits jetzt breit gefächert ist, weiter auszubauen.

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